Die Geschichte der St. Sebastianus – Schützenbruderschaft Lohausen geht auf das Jahr 1849 zurück. Zu dieser Zeit gab es weder gesetzliche Krankenversicherungen
noch Sterbekassen. So taten sich tatkräftige Männer aus Lohausen, zumeist Landwirte, zu einer Gemeinschaft zusammen, um aus christlicher Verantwortung notleidende Kranke zu betreuen und finanziell zu unterstützen sowie Verstorbenen ein würdiges Begräbnis zu ermöglichen.
Diese Gemeinschaft wirkte zunächst unter dem Namen „Kranken- und Sterbelade“.
Sie scheute wegen der zu dieser geltenden strengen preußischen Verwaltungs-
regelungen noch nicht, wie es im Stillen wohl ihr Wunsch war, eine Bruderschaft zu
gründen, obwohl es in vielen Nachbargemeinden schon Schützenbruderschaften gab. Die Mitglieder dieser Unterstützungsgemeinschaft zahlten Beiträge, hatten aber kein Anrecht auf finanzielle Hilfe. Die zu unterstützenden waren Knechte, Tagelöhner und Handwerker, deren Lohn kaum zum Leben reichte. Arbeiter im heutigen Sinne kannte man zur damaligen Zeit noch nicht, da Fabriken bzw. Industrieanlagen kaum
vorhanden waren.
Die Unterstützungshilfe wird heute noch als Sterbekasse weitergeführt.
Fast alle Bruderschaften hatten in früherer Zeit zunächst andere Aufgaben als heute.
So verteidigten sie zum Beispiel ihre Städte bei Überfällen oder sie halfen beim
Auftreten von Seuchen an der Bestattung der Toten. Im Jahre 1907 wurde die Unterstützungskasse umbenannt in St.-Sebastianus-Bruderschaft Lohausen-Stockum, nachdem die preußische Bezirksregierung mit damaligem Sitz in Mainz die Erlaubnis dazu erteilt hatte. Es wurden von dieser Zeit an weitere Verpflichtungen gesellschaftlicher und kirchlicher Art übernommen, wie zum Beispiel die Abhaltung eines Titularfestes und Teilnahme an der Fronleichnamsprozession.
In den darauffolgenden Jahren wuchs die Mitgliederzahl mehr und mehr und es
wurde der Wunsch laut, Lohausen möge doch ein eigenes Schützenfest feiern. Am
3. Februar 1924 beschloss dann die ordentliche Generalversammlung im Lokal des Josef Tichelkamp einstimmig, nunmehr im selben Jahr das erste eigene
Schützenfest zu veranstalten. Die St.-Sebastianus-Bruderschaft erhielt nun den
Namen St.-Sebastianus Schützenbruderschaft Lohausen-Stockum.
Die Unterstützungshilfe blieb in der bisherigen Weise bestehen. Neue Mitglieder der
Schützenbruderschaft wurden automatisch Mitglieder der Unterstützungskasse.
Eine neue Satzung wurde am 24. März 1924 von der außerordentlichen Generalversammlung einstimmig genehmigt. Der Vorstand, der die Einführung eines Schützenfestes sehr befürwortet hatte – besonders zu erwähnen ist der damalige 1. Schriftführer Ludwig Exner – wurde fast vollzählig wiedergewählt, und zwar mit Jean Thelen (1. Vorsitzender), Wilhelm Boot (2. Vorsitzender), Ludwig Exner (Geschäftsführer), Wilhelm Reuter (1. Kassierer), Hubert Faßbender
(Schützenmeister), Jakob Platz (Beisitzer) und Johann Ricken (Beisitzer).
Ab 1924 nahm die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft dann einen enormen
Aufschwung. Zur bisher bestehenden Stammkompanie wurde eine Reiterabteilung gebildet; am 23. Dezember 1927 meldete sich die Freischütz-Kompanie mit 20 neuen Mitgliedern an; am 4. Januar 1928 eine Jäger-Kompanie, die sich in Stockum neu gebildet hatte und am 14. Juli 1929 die Andreas-Hofer-Kompanie mit 32 Mitgliedern.
Nach der Umbildung in eine Schützenbruderschaft wurde dem Rittmeister a.D. Ludwig Lantz das Protektorat übertragen, was sich später als sehr segensreich für
die Schützenbruderschaft erwies. Dieses Amt hat er bis zu seinem Tod im Jahre 1969 mit großem Engagement bekleidet. Noch heute trägt der jeweilige Chef der Bruderschaft die von ihm gestiftete Chefkette. In den nun folgenden Jahren wurde bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges 1939 regelmäßig das Schützenfest begangen, jeweils zum Termin Mariä Himmelfahrt am 15. August, beziehungsweise am darauffolgenden Wochenende. Ludwig Lantz richtete eine Stiftung ein, die aus einem Grundstück bestand, auf dem die Schützenfeste gefeiert werden konnten. Nach einem Grundstückstausch mit der Stadt Düsseldorf entstand hieraus der jetzige Schützenplatz an der Lohauser Dorfstraße.
Der 2. Weltkrieg machte dann die Veranstaltung weiterer Schützenfeste, wie überhaupt die Pflege von Volksbräuchen, unmöglich.
Aber schon bald nach Beendigung des Krieges, im Jahre 1946 wurden die Schützen
wieder rührig, besonders die Kameraden Wilhelm Boot sen. und Peter Hopen.
In einer Generalversammlung am 24. April 1946 wurde die Neugestaltung des
Vereins beschlossen. Es sollten keine Kompanien mehr, sondern nur noch eine
Schützenbruderschaft mit einigen Zügen gebildet werden. Wilhelm Boot wurde erster
Vorsitzender. Jedoch nach knapp einem Jahr wurde der Beschluss geändert. Man war wieder für Kompanien. Peter Hopen wurde zum Vorsitzenden gewählt, der dieses Amt dann bis zu seinem Lebensende im Jahre 1967 ausübte. Es folgten die Anmeldungen einer ganzen Reihe von neuen Kompanien, wie die Gesellschaft Reserve (1950), die Schill´schen Offiziere (1953), Tambourkorps (1950) und die
Marine-Kompanie. Die Reiterabteilung wurde umbenannt in Reiterkorps. Zum Bedauern aller Kameraden meldete sich die Jäger-Kompanie 1952 ab, nachdem in Stockum ein eigener St. Sebastianus-Schützenverein gegründet worden war.
Hierdurch teilte sich die Bruderschaft und heißt seitdem Schützenbruderschaft Lohausen. 1977 wurde dann das uns bekannte Pagencorps gegründet und 1980 die
Luis-Trenker-Kompanie sowie die Fahnenschwenker.
Seit 1996 fanden die Frauen Zutritt in die Bruderschaft. Bereits im gleichen Jahr
erfolgte die Aufnahme der Wildgänse. Im Jahr 2002 trat das Amazonencorps der
Bruderschaft bei.
Zu den Aktivitäten der Schützenbruderschaft gehören neben der Ausrichtung des
Schützenfestes die Feier zum Patronatsfest oder Titularfest (Sebastianus am 20. Januar), die Teilnahme an der Fronleichnamsprozession, die Organisation des St.Martinszugs in Lohausen, die Pagenweihnachtsfeier und die Senioren-weihnachtsfeier. Hinzu kommen noch zahlreiche Aktivitäten der einzelnen
Formationen, die freundschaftliche Kooperation mit anderen Vereinen und Gruppierungen in Lohausen, die Verbundenheit mit der katholischen und der evangelischen Kirche, sowie mit der Grundschule und dem Heimat- und Bürgerverein.